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AutorenbildLisa Aeschlimann

So funktioniert das System Bobo

Kein anderer Schweizer Musiker ist so erfolgreich und beliebt wie DJ Bobo. Doch nun erheben Ex-Mitarbeitende Vorwürfe gegen den Star. Die Liste von Hintergangenen ist lang und zeigt: Mehr als einmal war René Baumann der Erfolg wichtiger als Integrität.

Superstar, Saubermann – Schweizer Liebling: DJ Bobo tourt seit mehr als 30 Jahren mit seiner Musik um die Welt. Nun holen ihn Vorwürfe von Ex-Mitarbeitenden ein.


Dieser Mann ist ein Phänomen. Mit wenig Talent, aber umso mehr Fleiss, hat sich DJ Bobo (56) zum Superstar hochgekämpft. Seit über 30 Jahren tourt der gebürtige Aargauer um die Welt, performt zwischen Buddhastatuen und im Piratenkostüm.


Trotz Superstar-Status ist er stets der nette René von nebenan geblieben, ein Saubermann. Da sind keine Affären, keine Skandale. Bobo trinkt nicht. Gemäss Autobiografie nicht einmal Hustensirup mit Alkohol, Weisswein im Fondue muss gut eingekocht sein. Und natürlich raucht er nicht.


So anständig. So normal. So harmlos.

Mit diesen helvetischen Tugenden ist der Sänger so beliebt wie kaum ein anderer. Gemäss einer Studie ist Bobo einer der attraktivsten Werbeträger für Schweizer Unternehmen. Mit ihm können wir uns am stärksten identifizieren. 85 Prozent kennen sein Gesicht, bekannter ist nur Roger Federer.


Wie sehr sein Saubermann-Image täuscht, wird den Schweizern mit dem Musical «Last Night a DJ Took My Life» im Schauspielhaus Zürich gerade öffentlich vorgeführt. Das Stück erzählt Lori Gloris (64) Geschichte. Die schwarze Sängerin singt 1994 Bobo-Hits wie «Pray» oder «Respect Yourself» ein, erhält im Studio 10’000 deutsche Mark (damals rund 8000 Franken) und unterschreibt eine vermeintliche Quittung. Tatsächlich tritt sie damit ihr Urheberrecht ab.


Während die Sängerin auf der Strasse landet, macht Bobo mit ihrer Stimme Millionen. Auf deren Anrufe reagiert er nie. Ein Gericht weist Gloris Klage später ab. Bis heute ist es Bobos Frau Nancy, die Loris Stimme an Konzerten lipsynct.


DJ Bobo schweigt zur Geschichte. Über den Manager richtet er aus, dass er keinen Kommentar abgebe, ein Gespräch will er nicht. Warum auch? Sämtliche Vorwürfe prallen an ihm ab.


Mittelmässigkeit und Bodenständigkeit sei Dank. Ein Image, das der Popstar nur allzu gerne reproduziert. «Ich bin ein mittelmässiger Komponist, ein mittelmässiger Tänzer, Rapper, Sänger – alles mittelmässig.» Bobo, Goldstandard der heiligen Schweizer Mittelmässigkeit.

Auf den ersten Blick stimmt es: Warum zur Hölle wird einer, der in so vielem so durchschnittlich ist, so erfolgreich? Weiterlesen auf blick.ch



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