Die Eliteschule Lyceum Alpinum in Zuoz GR setzt auf ein Handyverbot, weil es um den Lernerfolg seiner Schülerinnen und Schüler fürchtet. Was bedeutet es, wenn selbst diejenigen mit den besten Ressourcen nicht mehr gegen Smartphones ankommen?
Am Ende der Diskussion sprudelt es aus Rektor Oliver Hartwright (43) hervor. In der Runde aus Schülern, Lehrpersonen und Internatsleiterinnen spricht er auf die Jungen ein: «Ich reiste mit 18 um die Welt. Ohne Handy.» Er habe seinen Eltern damals Briefe geschrieben.
Die Jugendlichen lachen kurz und etwas verwirrt, als ob sie nicht genau wüssten, was sie mit dieser Information anfangen sollen. Martin (17) sagt etwas später: «Meine Eltern würden in Panik geraten, wenn ich einmal nicht erreichbar bin.»
In der Diskussion war es darum gegangen, ob es den Schülern und Schülerinnen zuzumuten sei, sich ohne Handy in Zuoz zu bewegen, in der 600-Einwohner-Gemeinde im Oberengadin, mit 30er-Zonen, gepflasterten Strassen. Eine Idylle im Bündnerland, in der Kriminalität so fern ist wie Zürich oder Bern. Helena (17) meint: «Ohne mein Handy fühle ich mich nirgendwo sicher.»
Es sind nicht nur fast 30 Jahre Altersunterschied, es sind Welten, die sie trennen.
Einzigartig für ein Schweizer Internat
Das Lyceum Alpinum in Zuoz hat auf den Schulbeginn im August die Handynutzung reglementiert. Während des ganzen Unterrichts, wie auch am Mittwochnachmittag, gilt ein Handyverbot. Internatsschüler müssen das Handy morgens spätestens um 7.45 Uhr in einen verglasten, verschlossenen Kasten in ihren Häusern abgeben. Die älteren erhalten das Gerät nach Unterrichtsende um 16 Uhr zurück – sofern ihr Leistungsausweis stimmt. Die jüngeren dürfen es nur von 19.30 bis 21.30 Uhr benutzen, müssen es aber nachts abgeben.
Der Pilotversuch wird von Aida Bikic, Psychologin an einer dänischen Universität und ehemalige Schülerin des Lyceums, begleitet. Sie hat im Juni untersucht, wie Handys auf dem Campus genutzt werden und welche Auswirkungen das hat. Ihre Ergebnisse decken sich mit denen anderer Wissenschaftler: Kinder schlafen schlechter, sind einsamer, die Konzentrationsfähigkeit hat abgenommen, Angststörungen und Depressionen sind gestiegen. Weiterlesen auf blick.ch
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